Rezension: Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig

Rezension Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig

Vorschau fürs nächste Buchgespräch

„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig habe ich wie ein Märchen gelesen. Der Roman ist leicht geschrieben und hat mir Mut gemacht. Wenn Euch auch manchmal die Melancholie packt, lest gerne dieses Buch.

Die englische Original-Ausgabe erschien im August 2020. Auf Deutsch ist der Roman kurz darauf im Februar 2021 veröffentlicht worden und nicht nur bei uns ist das Buch ein Bestseller. Ich kann verstehen, dass die Geschichte international ihre Fangemeinde hat. Scheinbar hat Matt Haig inmitten dieser turbulenten Zeiten einen Nerv bei seinen Leser:innen getroffen.

Dennoch muss ich eine Trigger-Warnung aussprechen, denn ein schwieriges Thema wird romantisiert. Im Buch geht es um einen Suizid-Versuch. Falls Euch das Thema angeht, greift besser zu einer anderen Lektüre. Es gibt ein gutes Ende, das möchte ich noch vorausschicken.

Zum Inhalt

Es ist ein trauriger Tag für Nora. Katze tot, Job weg und überall ist sie mit verpassten Chancen und vermeintlichen Fehlentscheidungen ihres Lebens konfrontiert. So kann sie nicht mehr weitermachen und beschließt zu sterben. Dort beginnt die Geschichte: Sie landet in der Mitternachtsbibliothek, in der ihre unendlichen möglichen Leben in Büchern versammelt sind. Es sind Lebensentwürfe, die sie ausprobieren darf, um schließlich eine passende Version zu finden.

Meine Gedanken zum Buch

Matt Haig stellt die Theorie des Multiversums in den Mittelpunkt. Wir müssen keine Physiker:innen sein, um der Story folgen zu können – mit Was-wäre-wenn-Gedanken haben wir uns alle schon beschäftigt. Die Nahtod-Erfahrung von Nora wird als Motor genutzt, um eine Situation zu kreieren, in der sie den Paralleluniversen begegnet – aber hier wird es problematisch.

Für eine Neuauflage wünsche ich mir ein Nachwort, in dem auf Noras Krankheit eingegangen wird. Denn eine Person, die hin und wieder etwas bereut, beschließt nicht zu sterben. Das wird im Buch nicht thematisiert. Auch das Leben mit einer schweren Depression und der Genesungsprozess nach einem Suizid-Versuch wird zu einfach beschrieben.

Wenn das Buch von Menschen gelesen wird, die bisher keine Berührungspunkte mit dem Thema Depression hatten, kann die Geschichte einen falschen Eindruck vermitteln. Das wird Betroffenen nicht gerecht. Schließlich hören sie leider häufig genug, dass es an der Einstellung liegt. Dieser Roman könnte diesen Eindruck fälschlicherweise untermauern und sollte daher nicht ohne Kontext stehen bleiben – daher mein Versuch einer Fußnote.

Ich mag das Buch und es gäbe noch mehr zu sagen. Mehr dazu demnächst im Gespräch mit Literarturbloggerin Jule. Wenn ihr ein bisschen über Jule erfahren möchtet. Hier geht’s zu ihrem Blog.


Infos zum Buch

Wir lesen diese Ausgabe:

  • Autor: Matt Haig
  • Titel: Die Mitternachtsbibliothek
  • Erste deutsche Auflage: Februar 2021
  • Übersetzt von Sabine Hübner
  • Verlag: Droemer Knauer
  • 320 Seiten
  • Gebundene Ausgabe: 20 Euro
  • ISBN: 978-3-426-28256-4
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